info@peterbirkholz.de

Tipps & Tricks für den angehenden Tontechniker

Das Toolcase

Leitfaden für angehende Tontechniker -  Standard-Band - Monitor vom FOH

An dieser Stelle betrachten wir das vorangegangene Szenario aus der Sicht des Tontechnikers. Dieser Leitfaden ist für all jene die sich mit der Konzert-Tontechnik beschäftigen aber noch wenige Erfahrungen sammeln konnten und/oder am Anfang ihrer Karriere stehen. Für alle Erfahrenen unter euch; ich behandel hier ein Thema für Einsteiger und möchte alles so simpel und einfach wie möglich darstellen, wird schon kompliziert genug...


Es ist sicherlich nicht verkehrt Fachliteratur zu lesen, ich empfehle hier an dieser Stelle von Michael Ebner das Handbuch der PA-Technik (www.pa-forum.de/buecher/buecher_pa.html ) und andere Fachliteratur die hinter dem Link zu finden ist.

Du bist jung, dynamisch aber völlig ahnungslos? Alle Soundschrauber haben so angefangen, versprochen!! Einige unserer Gilde sind ehemalige Musiker die von der Spielerbank ins Trainerlager gewechselt haben oder teilweise sogar noch aktiv unterwegs sind. Dort sind musikalische Grundkenntnisse vorhanden die für den Job oftmals hilfreich sind. Als Tonmeister muss man sogar eine Partitur lesen können, aber so tief wollen wir nicht in die Materie eindringen.


Wie kannst du der Band Hilfestellungen geben, das Konzert positiv beeinflussen und einen entspannten Abend planen?
1. Du telefonierst im Vorfeld mit der Band und lässt dir eine Bühnenanweisung schicken. Die BA (Bühnenanweisung/Rider) gleichst du nun mit dem von dir geplanten Material ab und sprichst mit der Band über eventuelle Alternativgeräte. Frage nach, ob die Band auch in der Besetzung spielt wie auf der BA angegeben, nicht selten kommen Gastmusiker oder die Unplugged-Besetzung...
 


2. Du machst 1-2 Wochen vor dem Konzert einen Ortstermin in der Location (Halle/Club) um folgende Punkte zu checken:
- Bühnengröße, Saalgröße, örtliche Besonderheiten, FOH-Platz, Kabelwege Multicore
- Wie ist die Ladesituation? (ebenerdig, Treppen, 3.Stock, Parkplätze... usw.)
- Welche Stromanschlüsse sind vorhanden (Kosten die extra?- alles schon erlebt) und wie weit sind sie von der Bühne entfernt. (Läuft das Licht auf meinem Strom?)
- Dürfen Nebelmaschinen benutzt werden (wenn ja ab wann?) oder habe ich dann die Feuerwehr mit Blaulicht im Haus?
- Wo kann ich das Hallenlicht ein- & ausschalten? Telefonnummer vom Haustechniker hilft oft...
- Gibt es zum Aufbau schon Kaffee und/oder Brötchen?
- Laufen an dem Konzerttag noch andere Veranstaltungen zeitgleich im Haus? (Hören sie bitte sofort mit dem Soundcheck auf, der Volksbank-Vorstandsvorsitzende hält gerade seine Rede im Foyer...)
- Darf in der Halle beim Aufbau geraucht werden?
- Sind die Toiletten beim Aufbau aufgeschlossen?
- Gibt es einen Raum in dem wir unsere leeren Cases während des Konzertes lagern dürfen?
- Gibt es für eventuelle Außenbeleuchtung draußen einen Stromanschluss?
- Ab wann dürfen wir in die Halle (ohne Extrakosten für den Haustechniker... die haben Überminuten...) und wann müssen wir wieder raus sein?
Nimm dir einen Zettel und Stift mit und notiere dir alles, Alzheimer kommt schneller als man denkt...
 


3. Du bist pünktlich mit dem (angeliehenen) Material vor Ort und kannst ohne Zeitdruck die Technik aufbauen. Die Telefonnummer eines erfahrenen Tontechnikers kann gute Dienste leisten, ein Handy macht also auch Sinn.
 


4. Nachdem alles aufgebaut ist prüfst du nun ob alle Komponenten ihrer Aufgabe dienlich sind.
- Brummt die PA, brummen die Monitore?
- Laufen alle Lautsprecher?


Mit einem Zuspieler (CD-Player, iPod usw.) belegst du zuerst nur einen Kanal und testest mit dem Monosignal die PA. Sollte jetzt in der Mitte vor der Bühne der Eindruck eines Stereobildes vorhanden sein könntest du einen phasengedrehten Lautsprecher haben. Hier dann die Kabel (Pult-out, Amp-in & Boxenkabel) tauschen.  Danach die Monitore einzeln anfahren und auf Unregelmäßigkeiten achten. Zum Schluss sollten alle Monitore bei identischer Einstellung gleich laut sein.
Mit deinem Bühnenhelfer (Hand) prüfst du nun das Multicore auf vorhandene Fehler. Ein Großteil der Probleme sind häufig im Core zu finden. Nimm ein Kodensatormikrofon und lass deinen Helfer an der Stagebox Kanal für Kanal ansprechen. Sollte ein Kanal einbeinig sein wird das Kondensatormic keinen Output liefern. Ein Lötkolben kann im Toolcase gute Dienste leisten. Bedenke bitte das die Geräusche des aufsteckenden und abziehenden Mikrofons durchaus schädlich sein können, also immer schön die Finger am Mute-Taster. Alternativ kann man auch einen Kabeltester verwenden, dann muss man sich allerdings ein Kabel durch den Saal zum Pult ziehen. Mit der anderen Methode kann aber dein Helfer Mikrofonerfahrungen auf der Bühne sammeln, hat also was für sich ;-)
 


5. Positioniere die Wedges/Monitore (Bodenmonitorlautsprecher) so wie auf der Bühnenanweisung beschrieben. Di-Boxen (48v/Phantompower am Pult aktiviert?) und Gesangmikrofone dürfen auch schon von deinem Helfer positioniert und verkabelt werden. (Am Pult alle Kanäle ausschalten und die Aux-wege (Monitor-Ausspiel-Drehpotis) aller Kanäle auf Null)
Zwischenzeitlich nimmst du dir eines der Gesangmikros mit zum FOH und legst es dir auf einen freien Kanal. Nach kurzem Eingangspegelcheck deaktivierst du nun die Klangreglung in dem Mikrokanal (auch der Lowcut/Highpass) und sprichst in diesem Mikro um deine Saalanlage/PA zu testen. Dein Summen-EQ steht anfangs flat (alles genullt) und wurde per Insert oder nach dem Pultausgang verkabelt. Beide PA-Seiten sollten gleichlaut sein, Links/Rechts richtig verkabelt. Danach hörst du (während du in das Mikro sprichst) dir die Reflektionen der Halle an. Achte auf Dröhnen, Zischen, mulmen und ähnliche Störgeräusche. Deine Stimme sollte klar verständlich, satt und ausgewogen klingen. An deinem Summen-EQ ziehst du nun nach und nach die einzelnen Bänder runter um zu prüfen wo die Frequenzen liegen die das Mulmen und Dröhnen verursachen. Ganz böse PA-Artefakte beseitige ich schon mal am Controller der Amps (Verstärker) oder an den Amps selbst. Es gibt kein Allround-Rezept, du musst einen Kompromiss zwischen deinen Lautsprechern und der Hallenakustik finden. Wahrscheinlich wirst du später einige Korrekturen vornehmen müssen, je nachdem wie viel Bearbeitung am Summen-EQ vorgenommen wurde. Da die Mikros später einen Low-Cut (Bassanteil in Stimme wird beschnitten) vorweisen, wirst du weniger Probleme mit der Verständlichkeit haben, aber eine leere Halle klingt fast immer anders als eine mit Publikum gefüllte Halle. Alternativ kann man so eine Halle auch ausmessen, da gibt es tolle Notebook-Systeme mit Messmikro die einem das Leben deutlich leichter machen, ich selbst verlasse mich aber bei Delayzeiten und Sound letztendlich auf meine Ohren. Bei komplexeren Beschallungssituationen wird man um diese Helfer nicht drum herum kommen, aber es sollte erwähnt werden dass es so etwas gibt. Bei tiefen Bühnen ist es oft hilfreich die PA auf die Backline mit einem Delay zu verzögern, selbst die kleineren Digitalpulte bieten schon diese Möglichkeit. Dadurch trifft der Direktschall zusammen mit dem PA-Signal bei Zuhörer ein und klingt etwas differenzierter. Hier gilt: ausprobieren, manche Weichen/ Controller haben intern schon bis zu 12ms, digitale mehr, analoge weniger. Das Verzögern von Lautsprecher ist sehr sehr komplexes Thema und wird hier nur kurz erwähnt, empfehlenswert wäre hierzu Fachliteratur.
 


6. Nach dem dein Helfer die Mikros & Monitore positioniert hat kommen wir nun zum spannenden Teil:

Die Optimierung des Mikrofons mit dem vorhandenen Monitor.


Viele Sänger wollen sich sehr laut auf der Bühne hören, leider spielen da Faktoren wie Raumakustik, Bühnenlautstärke der Verstärker & Drums sowie die technischen Komponenten deines Monitorsystems eine große Rolle. Ab einem gewissen Pegel fangen Monitore an zu pfeifen und verursachen mit den Feedbacks außergewöhnliche Gesichtszüge bei den Akteuren sowie beim Publikum. Damit wir diese Rückkopplungen weitestgehend verhindern können benötigen wir nun den grafischen EQ (Equalizer) der in dem Ausspielweg des Monitors verkabelt ist. Wir benötigen für jeden einzelnen Monitor-Weg einen separaten EQ. Dieser wird zu Anfang genullt und aktiviert (Bypass-Schalter...aufpassen..).
Das Mikrofon des Frontsängers steht nun in ca. 1m Entfernung zum Monitor vor ihm. Deinen Bühnenhelfer schickst du jetzt in die wohlverdiente Kaffeepause damit seine Ohren nach dem Aufbau die gleichen Eigenschaften aufweisen wie vor dem Aufbau. Den Eingangspegel des Mikrokanals vom Sänger kannst du von dem PA-Test-Mikro-Kanal von gerade kopieren bzw. übertragen, das sollte für den Anfang reichen.
Aus Sicherheitsgründen steckst du einen Kompressor (Ratio 1: oo- Thrsh. -20db) in den Insert des Kanals, damit du nicht den Hochtöner vom Monitor zerstörst. Nun gehst du zur Bühne und nimmst dir ein separates Mikrostativ mit einer universellen Feder-Mikroklemme sowie eine Plastiktasse. Diese Plastiktasse positionierst du mit dem Stativ (als Mundhöhlenersatz/Reflektor) direkt vor dem Mikro. Achte darauf dass der Mikrokopf NICHT in der Tasse steckt sondern davor. Die Tassenöffnung zeigt nun in Richtung Monitor (dazwischen auf gleicher Achse das Gesangmikro).
Rechts seht ihr ein Beispielbild der Positionierung.
Nun gehst du zum Mischpult und drehst deinen Zuspieler (CD/iPod...) auf den Monitor, nicht brutal laut, aber auch nicht Flüsterpegel. Die Musik (alternativ auch rosa Rauschen) dient zur Anregung des Mikros. Jetzt drehst du langsam (Finger am Mute-Schalter) das Mikro in den Monitorweg des Sängers. Irgendwann wird es anfangen zu koppeln, das ist nun der Punkt an dem du versuchst mit dem EQ die Frequenzen zu finden und abzusenken. Mit einem Analyzer wie z.B. Klark DN-60 (siehe Bilder unten) kann man diese Frequenzen wunderbar sehen, vielleicht mal beim örtlichen Beschaller fragen ob er sowas vermietet. Ansonsten gilt es auszuprobieren wo das Mikro pfeift. Sobald die ersten Frequenzen am EQ nach leicht unten gezogen wurden muss man das Mikro lauter in den Monitorweg drehen, da ist Feingefühl gefragt. Bitte nicht übertreiben und zwischendurch mal etwas leiser drehen, auf die Bühne gehen und das Mikro antesten. Es soll später natürlich, druckvoll und durchsetzungsfähig klingen.

Diese Methode ist nicht optimal und dient lediglich zum Kennenlernen der Entzerrung, im Laufe deiner Karriere wirst Du dafür ein Gefühl entwickeln wie ein Monitor klingen muss und wie Du zu diesem Ergebnis kommst.


Auch wenn du auf der Bühne nur Monitore und Mikrofone des gleichen Herstellers hast; diese Schritte musst du für jeden Monitor einzeln wiederholen. Die Raumakustik und Fertigungstoleranzen der technischen Komponenten sind oft unterschiedlich.
Da der Monitorsound in Abhängigkeit mit der Klangreglungseinstellung im Kanalzug steht empfiehlt es sich das Sänger-Mikro 2x ins Mischpult zu holen. Mit einem Y-Adapter (2x XLR Male auf 1x XLR-Female) kann man dann den EQ für den FOH-Sound unabhängig vom Monitorsound am Kanalzug einstellen. Hier dient Kanal A als Monitormix und Kanal B FOH-Mix.
Wenn man es mit zwei Vokalakrobaten zu tun hat kann schon mal folgendes Phänomen auftauchen: Sobald Sänger A mit Sängerin B bei der Ballade nah zusammen kommen pfeift der Monitor. Hier kann es hilfreich sein bei einem der Kanäle die Phase zu drehen. Mit dem Phasenschalter kann man übrigens auch merkwürdige Drum-Overheads aufräumen. Einfach mal ausprobieren!!!
 


7. Nachdem du nun für jeden Monitor diese Schritte durchgeführt hast kann die Bühne für die Band freigegeben werden. Du wanderst nun zum FOH und checkst mit deinem separaten Mikro von vorhin die Effekte. Mehr als 2 Effekte braucht man i.d.R. selten, 4 sollten aber am Anfang als Maximum betrachtet werden (Gate-Hall für Snare/Toms, ein kurzer Hall mit 120ms Verzögerung, ein langer Hall, ein Tap-Delay).
Jetzt kannst du Anhand der BA die Inserts stecken (erstmal auf Bypass) und dir deine Subgruppen definieren. Den restlichen Ablaufplan kannst du der Site „
Monitor2“ entnehmen, dort habe ich relativ detailliert den Soundcheck und das Konzert beschrieben.


Ich hoffe das dir dieser Leitfaden hilfreich war und würde mich über Anregungen und Fragen im Gästebuch freuen.
Es ist ausdrücklich erlaubt diesen Text zu kopieren, eine Veröffentlichung darf aber nur mit Quellennachweis
www.peterbirkholz.de erfolgen.
Aktuell gibt es nun eine Liste mit dem Inhalt eines “
Toolcase für Tontechniker”.
 

Das Toolcase

Zum Gästebuch

Mit dem Klark kann man sehr gut die Feedbackfrequenzen erkennen.

Mit der Skalierfunktion ist es möglich die Frequenz zu isolieren, die meisten Analyzer zeigen oft das gesamte Spektrum mit kleiner Anhebung der Feedbackfrequenz

Das Display lässt sich sehr gut ablesen und reagiert unglaublich schnell. Eine Holdfunktion ist selbstverständlich.